Ausstellungstipp: Ingo Gerken, "Heart Attack", Statsion am Ostbahnhof: www.statsion.de
AU REBOURS
Diego Castro's Blog über Kunst, Gesellschaft und visuelle Kultur.
Samstag, 23. Mai 2015
Dienstag, 7. April 2015
Räume von morgen, Träume von gestern
Räume von morgen, Träume
von gestern
Ein Kommentar zur aktuellen Berliner Kulturpolitik von Diego
Castro
Zuerst kam die gute
Botschaft. Berlins bildende Künstler sollen neue Ateliers bekommen.
Der Atelierbeauftragte Florian Schmidt legte einen Masterplan vor,
der 2000 neue Ateliers bis 2020 vorsieht. Nach langem Gezerre ein
Zeichen gegen den Ateliernotstand. Ein Einlenken der Stadt in einen
Teil der Forderungen der Berliner Künstler und ihrer Vertretungen.
Doch kaum ist der Bissen im Mund, macht sich bitterer Nachgeschmack
breit. Aus der Kulturverwaltung wurden Pläne laut, den Posten des
Atelierbeauftragten, bislang an das Kulturwerk des Berufsverbands
bildender Künstler (BBK) angeschlossen, in ein erweitertes
Aufgabenfeld zu überführen. Ein “Raumbeauftragter”, so die
Idee, soll künftig zur Schaffung einer “einheitlichen Struktur”
bei der Herstellung infrastruktureller Maßnahmen die Regie
übernehmen. Spartenübergreifend soll er die räumlichen Interessen
der „Kreativen“ vertreten. Klingt erstmal gut. Wäre da nicht
diese obskure Formulierung „Kreative“, weist sie doch über die
Künste hinaus zu einem breiter verstandenen Berufsbild. Im Gegensatz
zum Atelierbeauftragten, würde der Raumbeauftragte also die
Interessen aller kreativen Gruppen berücksichtigen müssen. Sind
damit nicht auch Vertreter der Kreativwirtschaft gemeint?
Doch was gibt es am
Atelierbeauftragten eigentlich auszusetzen? Als Vertreter des
Kulturwerks des BBK sei dieser nicht neutral, so der implizite
Vorwurf der Senatskulturverwaltung, die sich durch eine zentrale
Steuerung der Raumfragen auch eine Entlastung ihrer knappen
Personalressourcen verspricht. Interessenskonflikte oder Fragen des
Mandats bleiben dabei allerdings unberücksichtigt. In seiner
derzeitigen Rolle agiert der Atelierbeauftragte mit dem BBK im Sinne
einer durch die Berliner Künstlerschaft legitimierten
Interessenvertretung. So befürchtet der Berufsverband mit dem Ende
des seit 1991 bestehenden Auftrags an das Kulturwerk die kommende
Nähe eines Raumbeauftragten zu den Interessen des Senats und seinen
kulturpolitischen Zielen. Für die Kunst nicht unbedingt gut.
Inwiefern eine solche Umgestaltung des Aufgabenbereichs zu mehr
Neutralität beitragen könnte, bleibt nebulös. Zurecht fragt sich
der aktuelle Atelierbeauftragte Florian Schmidt, warum die bewährte
Struktur aufgelöst werden sollte. Um den unterschiedlichen
Bedürfnissen zu begegnen, sei ein zweigleisiges Programm die bessere
Lösung, so Schmidt. Durch „trennscharfe Programme“ würde mehr
Planungssicherheit möglich und eine Haftungsgemeinschaft
sinnvollerweise verhindert.
Doch bei allen positiven
Signalen der Kulturverwaltung an die Berliner Kunst: das eigentliche
Problem besteht in der Konzeption eines derart breiten und unscharfen
Fördermodells. Die Förderung einer schwammig so genannten
„kreativen Szene“ lässt argwöhnen, sie verfolge nicht das
primäre Ziel der Pflege und Förderung kultureller Reichhaltigkeit.
Vielmehr scheint die konzeptuelle Unschärfe dazu angedacht, eine
Verquickung von Kultur mit Kulturindustrie voranzutreiben. Was
erfahrungsgemäß nicht zum Vorteil der Kunst gereicht, sondern ihre
Kommerzialisierung nachzieht. Liest man die neuerlichen
Argumentationsversuche des Kulturstaatssekretärs Tim Renner, so
sticht eines ins Auge: Wenn Renner über Kunst redet, redet er über
Wirtschaft. Die Ausführung des früheren Managers sind geprägt von
betriebswirtschaftlichem Denken. Die Kräfte des Marktes sollen, wo
es möglich ist, auch eine Ahnung vom Ende staatlicher Förderung
anspülen, die sanft die Fundamente der kulturellen Leuchttürme
umspült. Und doch: der kommerzielle Erfolg von kulturellen
Unternehmungen wie Musicals scheint auch bei Renner nicht ultima
ratio zu sein. Andere Kunstsparten ließen sich nicht so
breitenwirksam aufstellen und benötigten Unterstützung.
Trotzdem
findet sich in Renners Diskurs die „Kreativität der Künstler“
nur als „Rohstoff“ für die Kulturwirtschaft. Den Zusammenhang
zwischen Kultur und Wirtschaft zu betonen, sieht er als eine der
wichtigsten Aufgaben, ließ er in einem Interview im „Kunstforum“
verlauten. “Damit die kreativ getriebene Zuwanderung anhält
und die Transformation von kulturellem in ökonomisches Kapital nicht
zu einer Verödung von Stadträumen führt”, müssten diese
Rohstofflieferanten geschützt werden, verrät Renner in einem Essay
im “Tagesspiegel” und stellt damit die Motivation seines
Engagements klar.
Bei solchen Ideen
beschleicht einen der Eindruck, unter dem Deckmantel der
Kulturförderung könnten kommende Konzepte eher einer verdeckten
Wirtschaftsförderung gleichen, neue Räume für Kultur gingen an
Start-ups und die Kunst solle lediglich die weichen Standortfaktoren
für die Kreativwirtschaft sichern. Über die dahinter stehenden
Stadtentwicklungsideen kann man nur spekulieren. Sie erinnern stark
an jene überkommenen Vorstellung von Kreativstadt des amerikanischen
Ökonomen Richard Florida. Ohne rechte Expertise ersann dieser eine
Theorie, die einen Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und der
Ansiedlung kreativer Eliten herzustellen versucht. Weiche
Standortfaktoren wie „Coolness“ stehen im Zentrum seiner
Erwägungen. Hat Berlin sein wichtiges Potenzial in dieser Hinsicht
bereits verspielt? Noch sind die Neuköllner Cafés voll von
internationalen Hipstern, die zwischen Selfies und Foodies
irgendwelche Kreativarbeit auf ihren Macbooks erledigen.
Doch der Brain-Drain, also
das Abwandern der kreativen Intelligenz, ist unmittelbar
bevorstehende Realität. Das hat mit Mietanstieg, aber auch mit
schlechten Verdienstmöglichkeiten für Kreative zu tun. Floridas
viel rezipierte, aber wenig nachhaltige Ideen haben in der
neoliberalen Entwicklung mancher Stadt großen Flurschaden anrichtet.
Kreative Szenen schliefen ein, der Brain-Drain folgte. Nach
Gentrifizierung und nur noch geplantem Chaos gab es für den Verbleib
der mobilen Eliten wenig Gründe. Fest angesiedelte Künstler
hingegen waren in ihrer Existenz bedroht. Weniger Kreative wurden
abgehängt. Florida selbst musste das Scheitern seiner Theorie
eingestehen: Trotz Talent-Clustering stellte sich wirtschaftlicher
Aufschwung nirgends ein. Der Trickle-Down-Effekt der „Kreativen
Klasse“ ist ein Mythos. Auch für Berlin könnte sich die Vision
vom synergetischen Austausch zwischen Kreativindustrie und Kunstszene
als Fata Morgana entpuppen.
Nach der Deregulierung der
Raumfrage, mit fatalen Auswirkungen auf die Stadtlandschaft, hat sich
gezeigt, dass Steuerung und Mitbestimmung dringend nötig ist.
Berlins Kreative brauchen neue Räume und hier wurden die richtigen
Weichen gestellt. Doch wer Kultur öffentlich nur als
Wirtschaftsfaktor denkt, muss sich über Skepsis von Seiten der
Künstlerschaft nicht wundern. Und auch in puncto Stadtentwicklung
sollte man sich über die Wirkung einer flüchtigen Ressource wie
Coolness auf die komplexe Wirtschaftssituation einer Stadt wie Berlin
nicht versteigen. Mit der Schaffung von Kreativ-Ghettos ist es nicht
getan. Die Entgrenzung der kulturellen Sparten könnte sich indes
kontraproduktiv auswirken. Wenn künftig Start-ups von
Kulturförderung profitieren oder Kuratoren Theater leiten, mag das
zu kurzfristigen Erfolgen führen. Qualität muss dabei nicht
zwingend herauskommen. Die aber braucht Berlin, soll sich die
Boom-Town nicht in eine Shrinking-City verwandeln.
Mittwoch, 26. November 2014
Persifal und die Belesenen - Meese's Rauswurf in Bayreuth
Wer hat Angst vor der „Parsiflage“?
von Diego Castro
Skandalträchtig brach die Meldung über den Rausschmiss von Jonathan Meese bei den Bayreuther Festspielen herein. Doch wurde sie sogleich abgefangen durch den Einwand, die Pläne des 2012 berufenen Künstlers hätten den finanziellen Rahmen gesprengt. Somit war nicht nur die Schuld einer künstlerischen Rechtfertigung von Seiten der Festspiele vom Tisch. Die Kündigung wurde so auch juristisch „wasserdicht“. Bereits bei Vorlage für das Bühnenbild wurde angeführt, die Umsetzung bedürfe einer inakzeptablen, erheblichen Überschreitung des Budgets. Dies behauptete Dieter Sense, kaufmännischer Geschäftsführer der Bayreuther Festspiele, allerdings ohne je selbst eine Kostenaufstellung vorgelegt zu haben, wie Meese darstellt. Auch Nachbesserungen hierzu, sowie die von Meese angebotene vertragliche Verpflichtung, allfällige Mehrkosten selbst zu decken, brachten keine Einigung. Meese hält die Kostengründe für vorgeschobenen. Uwe Eric Laufenberg soll nun übernehmen. Deutet dies auf schon länger laufende, heimliche Verhandlungen hin? Meese schäumte vor Wut.
Derweil darf darüber nachgedacht werden, ob solch Entscheidung gegen die künstlerische Leitung nicht ein Indiz für eine Einflussnahme der Mäzenaten-vereinigung ist? Georg von Waldenfels (CSU), Vorsitzender jener Gesellschaft der Freunde von Bayreuth erklärte: "Unsere Mitglieder befassen sich ja zum Teil ein Leben lang mit Wagner, sind belesen und bilden ein . Viele stellten sich die Frage: Ist Meese für Bayreuth der richtige?"
Dem 2012 berufenen Meese wird somit die zweifelhafte Ehre zu Teil, sich in eine Reihe von geschassten Regisseuren einreihen zu dürfen. Offiziell will der konservative Förderkreis keinen künstlerischen Einfluss nehmen. Die Entscheidung gegen Meese richtet sich jedoch auch gegen die künstlerische Entscheidung Katharina Wagners und Eva Wagner-Pasquiers, dem skandalumwitterten Künstler die Regie des Parsifal zu übertragen.
Doch was bedeutet der Rauswurf Meeses in künstlerischer Hinsicht? Wer hat da Angst vor Meese und warum? Möglicherweise könne die Angst vor einem hakenbekreuzten „Persifal“ im Raum gestanden haben, vor dem jene Wagnerianer, die Meese verächtlich in einem seiner Antrittsinterviews als „Niederknier“ bezeichnete, eben nicht nieder zu knien gedachten. Von Meese, durch seinen exzessiven Gebrauch von NS-Symbolik von der Presse gerne zur Skandal- Nudel des deutschen Kunstbetriebs stilisiert, wird aber anscheinend weniger befürchtet, er könne durch den allfälligen Hitlergruß, der im letzten Jahr Gegenstand von Gerichtsprozessen um Kunstfreiheit war, den Festspielen schaden. Diese Art von Auseinandersetzung hat es vormals gegeben. Man erführe nichts Neues, wenn man die Verstrickung des Komponisten mit dem Antisemitismus und seinen Einfluss auf die Nazis einbrächte. Im Gegenteil, kann man wohl davon ausgehen, dass eine kritische Auseinandersetzung gerne gesehen würde, brächte diese doch Bayreuth stets ein Flair zeitgemäßer Selbstkritik. An einem ewig gestrigem Image besteht, wie auch schon frühere Berufungen zeigten, kein unbedingtes Interesse. Es wird wohl eher an der zu erwartenden Trash-Ästhetik und einem zu befürchtenden allzu unkonventionellem Umgang mit dem Wagner'schen Werk gelegen haben, der von Waldenfels dazu veranlasste, auf die „Belesenheit“ seiner lebenslangen Wagnerianer vom Fach zu pochen. Inhaltliche Provokationen dürften demnach weniger problematisch wiegen als eine Verletzung des bürgerlichen Bildungskanons.
Leider schlägt sich im aktuellen Feuilleton, im Pressespiegel durch über 80 fast vollständig wortgleiche Artikel verbrieft, keinerlei Beschäftigung mit der künstlerischen Position Meeses nieder. Meese war keine schlechte Wahl. Seit Jahren setzt er sich, gänzlich unzeitgemäß, mit Wagner und der Idee des Gesamtkunstwerks auseinander wie kaum ein anderer. Meese fragt immer wieder nach der Rolle der Kunst und des Künstlers in der Gesellschaft vor dem Hintergrund einer Diktatur der Selbstverwirklichung. In seinen kontroversen Auftritten greift er nicht nur jegliche Formen von Autorität an. Er wird auch nicht müde, die spätkapitalistische Demokratie als bürgerliches Normativum in einer Weise anzugreifen, der sich mit Jacques Rancières Idee vom „Hass der Demokratie“ vielleicht am besten beikommen lässt. Zu guter Letzt exemplifiziert Meese stets die dissoziale Rolle des Künstlers auch dadurch, dass es seiner Kunst an jener
Ernsthaftigkeit mangelt, die andere Künstler in das normative Korsett bürgerlicher Kultur einzufügen vermag. Wird Meese als „Enfant terrible“ bezeichnet, so trifft das auf den älteren Knaben nicht ganz zu. Vielleicht aber in Bezug auf seine immer wieder eingenommene Rolle als außer Kontrolle geratenes Spielkind, das mit ständigen Übertretungen, die Grenzen der eigenen Handlungsfreiheit auslotet. Dort finden auf der Bühne Blödeleien statt, denen wieder politische Postulate folgen, bei denen man sich stets fragen muss, inwieweit diese Ernst gemeint sind. Hinter dem Affront lauert der Schalk, hinter der Albernheit die Kritik. Man muss Meese nicht mögen und wenn sich jemand über Nazi-Symbole aufregt, ist das gut. Doch die Anfeindungen gegen Meese richten sich auch gegen die billige Materialität und seine Ästhetik des Pubertären. Doch unterscheidet er sich darin so sehr von unbestrittenen künstlerischen Positionen der 1980er wie der eines Martin Kippenberger oder Albert Oehlen? Provokation und qualitativer Affront waren auch hier die Stilmittel, an dem sich die Geister schieden. Dass Meese auch heute diese Kontroversität gelingt, ist sein Verdienst.
Seine, wenn auch spielerische, Auseinandersetzung mit den normativen Standards von Selbstverwirklichung und dem abscheulichen neoliberalen Fantasma einer kreativen Gesellschaft, sein Aufbäumen gegen die ideologische Vereinnahmung der Kunst, in welcher der Mensch sich in Demut vor der versachlichten Macht der Kunst üben solle und der Künstler wie eine Ameise der Kunst zu dienen habe, sind Teil einer künstlerischen Haltung, die deshalb interessant ist, weil sie keinen Konsens erzeugen kann. Wenn, wie bei seiner Mannheimer Skandal-Aufführung geschehen, der Publikumsbeschimpfung die Beschimpfung durch das Publikum folgt, wenn Meese zu Boney M.s „Daddy Cool“ pausenlos über die Coolheit von Hitler und die Uncoolheit der Demokratie singt und sich Deodorant unter die Hitler-Achsel sprüht, gehört dann das Debord'sche „Geschrei für De Sade“ nicht zur Aufführung dazu? Ist seine Spaltung des Publikums in der Konsensgesellschaft nicht „Dienst an der Kunst“?
Es ist eben dieser Meese'sche Ansatz zur Entkanonisierung einer „heiligen“ Kunst, welche einen interessanten Spannungsbogen zum Parsifal und Wagners Versuch, das Wesen der Religiösität zu ergründen, hätte eröffnen können. Die Religion kann es in diesem Kontext jedoch kaum sein, sondern die Scheinreligionen unserer westlichen Wertegesellschaft, bei deren Künstlichkeit es, frei nach Wagner, „der Kunst vorbehalten sei, den Kern der Religion zu retten, indem sie die mythischen Symbole, welche sie im eigentlichen Sinne als wahr geglaubt wissen will, ihrem sinnbildlichen Werte nach erfasst, um durch ideale Darstellung derselben die in ihnen verborgene tiefe Wahrheit erkennen lässt.“ Eine hehre Aufgabe wäre das für die Ameise der Kunst gewesen. An der Kunst scheitern konnte sie nicht. Nur an Bayreuth. Schade.
Donnerstag, 7. August 2014
The Artist is present: Überbelichtet und Unterbezahlt
Bildnis des Künstlers als Arbeitgeber
Exposure sichert das Marina Abramović Institute in neuerlichen Jobangeboten unbezahlten Arbeitskräften als Gegenleistung zu. Statt Geld. Mit diesem mehrdeutigen Wort verspricht die berühmte jugoslawisch-amerikanische Performancekünstlerin ihren zukünftigen Angestellten einen Hauch von Rampenlicht. Exposure bedeutet Exponierung. Bedeutet es nicht auch Preisgegebensein? Für ihren Umgang mit Angestellten ist die Grande Dame der Body-Art immer wieder ins Zielfeld der Kritik geraten. Die wohlhabende Abramović investierte jetzt viel Eigenkapital, teilweise aus millionenschweren Immobiliendeals, in eine Stiftung, die unlängst mit massiver Praktikantenausbeutung in die Schlagzeilen geriet. In einer Erklärung in den „L.A. Times“ rechtfertigte die Stiftung dies mit dem Forbildungscharakter des Praktikums. Der New Yorker Kunstanwalt Sergio Muñoz Sarmiento sah angesichts der hohen Anforderungen an die Bewerber hingegen hierin eine Aushebelung des Mindestlohns.
Geld bringt nur Kunst, die gehandelt wird. Nur wenig Kunst gelangt auf den Markt. Im Vergleich zur massiven Produktion in den Ateliers ist dieser Anteil verschwindend klein. Zugang zum Kunstmarkt haben nur wenige. Die große Mehrheit der Künstler liegt mit ihrem Einkommensniveau ganz unten. Nur etwa 5%3 können vom Verkauf von Werken leben. Mit Kunst wird indes viel, manchmal sehr viel Geld verdient. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Künstlereinkommen. Ausstellungshonorare sind bis heute den meisten Institutionen ein Fremdwort. Ohne einen umtriebigen Galeristen bleibt man auf Nebenberufliches angewiesen. Bei der Jobsuche verlassen sich Kunstschaffende auf das, womit sie sich auskennen. So arbeiten viele als Assistenten, Praktikanten und Volontäre, geringfügig Beschäftigte oder Schein-Selbständige im Kunstbetrieb. Die Arbeitgeber sind Museen, Galerien, Kunstvereine und erfolgreiche Kollegen. Die Löhne sind nicht immer gut. Aufbauhelfer und Assistenten erhalten zuweilen sogar Löhne unter 5,-€. Manche arbeiten zeitweise umsonst, in der Hoffnung, etwas vom Glanz der großen Kunst könne auf einen abfärben, man könne bahnbrechendes für den eigenen Durchbruch dazu lernen oder vom Netzwerk profitieren. Exposure eben.
Doch dass man sich durch die Assistententätigkeit bei einem Markt diskreditiert, der lieber naturgeniale Newcomer aufbaut als sich mit frustrierten Zauberlehrlingen zu verdingen, bleibt ein wohl gehütetes Geheimnis. Ebenso ungern spricht man über Gehaltsunterschiede. Was Galeristen und Kuratoren verdienen, ist tabu. Lieber kein Wort über obszön hohe Gehälter wie die 750.000,- Euro, die Kurator Germano Celant für seinen Pavillon auf der Milan Expo 2015 erhielt. Je größer die Öffentlichkeit des Kunst-Events, desto höher der Paycheck. Fünf- bis sechsstellige Honorare sind keine Seltenheit, wie die amerikanische „Artnewspaper“ berichtet. Aber auch am unteren Ende der Skala, schweigt man lieber. Die Ausbeutung junger Kuratoren hat System und wird von vielen hingenommen. Institutionen profitieren von prekären Jobangeboten für junge Akademiker. Ohne Praktikantenausbeutung scheint ohnehin nichts möglich. Ein Doktortitel wird selbst hier gerne noch als Qualifikation verlangt. Als Gehaltsgrundlage gilt er aber nichts.
Über das Einkommen der umsatzstarken Künstler kann nur spekuliert werden. Von den Höhenflügen eines Gerhard Richter, Tony Cragg oder Neo Rauch erfährt man aus den Auktionsberichten. Doch über krasse Einkommensunterschiede spricht keiner. Selbst wenn Rosemarie Trockel mit ihren multimedialen Arbeiten beweist, dass nicht nur männliche Malerfürsten Spitzenpreise erzielen können; nach wie vor verdienen männliche Künstler mehr als ihre Kolleginnen. Immer noch sind Tafelbilder die bevorzugte Handelsware.
Immaterielle Kunst, also solche, die nicht in die Kategorie der stofflich soliden Medien fällt, hat es schwerer. Wer Performances macht, hat wenig Möglichkeiten, daran zu verdienen. Nach wie vor werden Künstler für Ausstellungsbeteiligungen entlohnt. Honorare für Performances sind spärlich. Nebenprodukte wie Relikte oder Fotos sind oft der einzige Weg, diese vergängliche Gattung zu versilbern. Ansonsten ist man auf Sponsoren angewiesen. 2011 organisierten Abramović und Kunst-Magnat Jefferey Deitch -bis letztes Jahr kontroverser Direktor des Museum of Contemporary Art in Los Angeles- ein Fundraising-Event, das es in sich hatte. Um ein Ausstellungsprojekt zu finanzieren, inszenierte man im ein Gala-Diner für potenzielle Fundraiser. Nackte Darstellerinnen mussten sich in erniedrigenden Posen zwischen Knochenhaufen Blicken der in Arztkittel gekleideten Dinierenden aussetzen oder sich dem Risiko aussetzen unter dem Tisch begrabsch zu werden, während ihr Kopf zwischen dem Essen aus Löchern in der Tischplatte lugte. Nach einem Auftritt von Debbie Harry, durfte das Publikum Kuchen, der die naturgetreuen Körper von Abramović und Harry darstellte, verspeisen. Die aufgeschnittenen Kuchen waren ein makabres Bild. Die renommierte Choreographin Yvonne Rainer beklagte in einem mit Douglas Crimp verfassten, wütenden Brief die entwürdigenden Methoden dieser Art von Sponsorensuche. Doch das wirklich Geschmacklose kommt erst: Die Tischplätze kosteten zwischen 25.000,- und 100.000,- US-Dollar. Für die über 15 Stunden dauernde Tortur sollten die ausgebildeten Choreographen aber nur 150,-$ erhalten. Eine empörte Performerin machte in einem offenen Brief darauf aufmerksam.
Für ihre folgende Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art sollte sich an den Arbeitsbedingungen kaum etwas ändern, obwohl die Ausstellung mit 750.000 Besuchern ein lukratives Unternehmen war. 39 Darstellerinnen sollten hierfür teilweise gefährliche Aktionen Abramovićs reinszenieren. Drei Performerinnen verfassten stellvertretend einen Brief, in dem sie die schlechte Bezahlung und fehlenden Versicherungsschutz beklagten. Erst nachdem zwei Performerinnen ohnmächtig wurden, erreichten man eine temporäre Anstellung und somit Unfallversicherung durch das Museum. Die Bezahlung sei trotz Nachbesserung aber so schlecht gewesen, dass auch hier Nebenjobs benötigt wurden. Probezeiten blieben unbezahlt.
Es gibt einen generellen Unterschied zwischen der selbstverantworteten Aussetzung eines Künstlers gegenüber dem Publikum und der Verwendung von Performern. Plötzlich hat man es mit einem Arbeitsverhältnis zu tun -und mit Verantwortung. Die doppelte Ausbeutung der Performer, einerseits durch eine erniedrigende Darstellung für die Augen der Besucher, andererseits durch die schlechten Arbeitsbedingungen, kommen in kuratorischen Werkbespiegelung nicht vor.
Der umstrittene spanische Künstler Santiago Sierra thematisierte das diffizile Verhältnis von Spektakel und prekärer, menschenunwürdiger Arbeit. Immer wieder führte er Arbeiter, illegale Einwanderer, Prostituierte oder Asylbewerber in unwürdigen Situationen vor und bezahlte ihnen dafür die örtlichen Mindestlöhne. So ließ er Aslybewerber stundenlang in Pappkartons sitzen, ließ Schwarzarbeiter Betonblocks im Ausstellungsraum sinnlos herumschieben oder afrikanische Illegale an Südspaniens Stränden Löcher graben. Der Unterschied zwischen Abramović und Sierra: Der Spanier thematisiert die Situation der Akteure. Er instrumenalisiert sie zwar für seine Kunst, lässt aber so sichtbar werden, was in Kunstinstitutionen oft verborgen bleibt: Das Verhältnis vom Luxus des Kunstgenuss zur Realität von Arbeit, sozialer und ökonomischer Grenzziehung. »Meine Arbeit“, so Sierra „ergreift Partei für das vom Kapitalismus zerstörte Leben. Und Kapitalismus ist für mich die ökonomische Spielart des Sadismus.« Der Sadismus auf den Sierra anspielt, ist aber nicht nur jener, der unbekannte Schicksale in fernen Ländern betrifft, die wir als Bilder nur betrachten und mit unserem Eintrittsgeld ohnehin nicht erreichen. Die physische Präsenz dieser Menschen im Ausstellungsraum bringt bei Sierra den Sadismus des Zuschauens in akzentuierter Weise hervor. Auch Abramović, die in ihren Arbeiten stets eifrig die Moral der Zuschauer anruft, interessiert diese Grausamkeit mit einer eigentümlichen Obsession für die sadistische Versuchsanordnung. Doch die ökonomische Ausbeutung der Kunst-Arbeiterinnen scheint bei ihr keine Rolle zu spielen. Die Subjekt gewordenen Performerinnen mussten sich durch Protestbriefe Exposure verschaffen.
Montag, 28. Juli 2014
City-Höfe Hamburg: Verfall der Moderne und Historisierung von Stadtbildern
Einstürzende
Neubauten in Entenhausen.
Historische
Rekonstruktion statt Denkmalschutz?
Von
Diego Castro
„What
looks good today may not look good tomorrow“. Dieser Satz prangte
wie nagender Selbstzweifel an der Beständigkeit des eigenen Werks
auf einem Bild des früh verstorbenen Malers Michel Majerus (1967
– 2002). War der künstlerische Erfolg nur dem
kontemporären Massengeschmack geschuldet? Was wir heute als
ästhetisch ansprechend Empfinden, könnte schon morgen ein Dorn im
Auge sein. Doch jener wandlungsfähige Geschmack, der die derzeit
angesagten Maler schon morgen in die Depots verbannt und in den
Innenstädten mit der Abrissbirne jähe Gewalt an der Architektur
kaum vergangener Dekaden verübt, könnte schon morgen wieder passé
sein. Das Schicksal der Architektur ist von dem der Bildkunst aber
verschieden. Kunst, die nicht mehr gefällt würden wir kaum
zerstören. Bilderstürme haben zurecht den Ruch des Barbarischen. So
lagern wir unliebsame Kunst von Gestern lieber in Depots. Bauwerken
aber, die nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen, droht der Abriss .
Altstadt
kracht, Bargeld lacht. Um Investoren anzulocken, sind unternehmerisch
agierende Städte bereit, für schnelles Geld unwiederbringlichen
Schaden am urbanen architektonischen Erbe anzurichten. Man kann
angesichts desaströser Großprojekte der konkurrierenden Metropolen
wissen, warum die Städte stetig auf der Suche nach neuem Geld sind,
ohne Verständnis dafür aufzubringen. Dass zu viel Wettbewerb den
Städten langfristig schadet, kann man an defizitären
Großbauvorhaben, an Gentrifizierung und urbaner Normalisierung
erkennen. In überteuerten Innenstädten verschwinden
Alteingesessene. Die immer gleichen Fußgängerzonen und
Einkaufszentren erwachsen. Neben brutalistischer
Landmarken-Architektur hat sich ein Teil der Stadtentwickler dem
nostalgischen Bauen verschrieben. So oder so hofft man, durch
artifizielle Alleinstellungsmerkmale im City-Ranking zu punkten.
Dabei verschwindet Altes, damit vermeintlich Älteres neu entstehen
kann. Interessanterweise sind es gerade die zur Betonung
einzigartigen Flairs auferstandenen „historischen“ Altstädte,
die mit ihren Attrappen zu dem befürchteten Einerlei beitragen. Ihr
im Baustoff ausgetragener Kampf gegen die Geschichtslosigkeit
entspricht in haarsträubender Weise den Anrufungen altdeutscher
Blockrandbebauung, römischer Foren, griechischer Tempel und
sizilianischer Landszenen, die uns längst in Einkaufszentren quälen.
Es
entstehen ahistorische Stadträume, die mit künstlich ersonnener
Geschichtlichkeit aufgefüllt werden. Das Argument, den Menschen in
Zeiten der Globalisierung mit romantischem Fachwerk ein Gefühl der
Geborgenheit zu geben, erscheint dürftig, angesichts des
Verschwindens von sozialen Stadtgefügen, die Menschen ihr Leben lang
geprägt haben. Letzte sind mehr Teil der eigenen Geschichte als der
Zombie-Stuck aus der Retorte. Die Leitbilder der unkritischen
Rekonstruktion scheinen offensichtlicher dem Citymarketing zu
entspringen, als einem veritablen Interesse für Tradition. So fallen
interessante bauliche Ensembles der architektonischen Moderne immer
wieder dem finanziellen Interesse zum Opfer. Rekonstruktionen sind
Wirtschaftsfaktor. Die Tatsache, dass diese inkorrekten
Interpretationen von Barock bis Biedermeier Geschichte lediglich
symbolisieren, stört dabei wohl wenig. Simulakrum nennt man den
Ersatz, der das Original auslöscht. Der Frankfurter Römer oder die
sogenannte Altstadt von Hannover sind nicht nur notorische Beispiele
für mangelnde Akkuratesse. Bislang werden sie nicht nur von
Touristen, sondern auch von Einheimischen als Originale angenommen.
Solch historisierende Bauten bleiben aber letztlich referenzlos.
Ob
es im Fachwerk nach Tiefgarage mufft oder der hastig verputzte Barock
schon bröckelt; der Baukunst der alten Meister scheint kein modernes
Bauunternehmen gewachsen. Das moderne Bauen indes hat seine eigenen
Techniken. Werden diese meisterlich ausgeführt, tun wir uns oft
schwer, dies zu erkennen. Die landläufige Meinung von der
Hässlichkeit der Moderne, kann nur aus einer Unkenntnis kommen, die
zwischen Plattenbau und Corbusierhaus nicht zu unterscheiden vermag.
Mehr aus Ressentiment denn aus klarem Empfinden zieht sie den
Schnörkel der klaren Kante vor. Ungepflegt, nachlässig renoviert
und vom Denkmalschutz im Stich gelassen -bleiben von der Moderne
bald nur einstürzende Neubauten?
Nun
sind die Hamburger City-Hochhäuser vom Abriss bedroht. Trotz
Denkmalschutz empfahl die Finanzbehörde der Hansestadt den Rückbau
und Verkauf. Der Gebäudekomplex befindet sich auf einem Filet-Stück,
das der Hamburger Bau-Senat schon lange versucht, gewinnträchtig zu
verkaufen und den Ausverkauf der städtischen Liegenschaften um die
Speicherstadt weiter voranzutreiben. Das Argument gegen die 1955
errichteten Häuser sei eine angebliche Hässlichkeit, die heute
nicht mehr zeitgemäß sei. Die Frage, ob Hässlichkeit heute nicht
mehr zeitgemäß ist, erspare ich mir zu vertiefen. Werfen wir
stattdessen einen genaueren Blick auf diese Bauten: Die Gebäude
waren die ersten Hamburger Hochhäuser nach Kriegsende. Die
Scheibenhäuser brachen mit dem hanseatischen Blockrand und stellten
somit ein luftiges Novum am Rande der Speicherstadt dar. Erst in den
siebziger Jahren wurden sie in jenes graue Büßergewand aus Eternit
gesteckt, an dem viele, vielleicht zurecht, Anstoß nehmen. Darunter
verbirgt sich die weiß gekachelte Originalfassade aus den 1950er
Jahren. Daher muss es gelten, zwischen dem Original und seiner
Modifikation zu unterscheiden.
Der
Architekt des „City-Hof“, Rudolf Klophaus, war indes gewiss kein
Vertreter der Avantgarde. Je nach Zeitgeschmack vermittelte er stets
zwischen Tradition und Moderne. Diese Strategie war vielleicht
maßgeblich für sein umfangreiches Bauen in drei verschiedenen
politischen Systemen. Zur Zeit der Weimarer Republik bekannt geworden
durch einen hanseatisch verhaltenen Backsteinexpressionismus,
versuchte er sich unter Hitler mit völkischen Elementen und
regionalistischem Couleur. Ab 1948 durfte der forthin als
entnazifiziert geltende Architekt seine Arbeit wieder aufnehmen. Mit
dem „City-Hof“ baute er eine monumentale Verkörperung eines
-sicherheitshalber dem internationalen Stil verpflichteten- neuen
Selbstbewusstseins des westlichen Nachkriegsdeutschland. Diese wenig
bescheidenen Häuser geben, mit einem Hauch von Entenhausen,
Aufschluß über eine Zeitepoche, deren ideologieträchtige Ästhetik
in der Kulturgeschichte bislang wenig vertieft wurde. Daher sind sie
für die fünfziger Jahre baugeschichtlich relevant.
Dass
subjektives Schönheitsempfinden kein Argument für den Denkmalschutz
sein kann, leuchtet ein. Gebäude sollen erhalten bleiben ob ihrer
zeitgeschichtlichen Bedeutung. Doch gerade hier tut man sich oft
schwer. Verschämt verhüllt man moderne Bauten, lässt sie gar
verkommen. Insbesondere in Bezug auf das architektonische Erbe der
DDR haben sich Stadtentwickler und Architekten als besonders
ideologisch und wenig kulturgeschichtlich behutsam erwiesen. Das
Trauerspiel um den Palast der Republik und den Wiederaufbau des
Berliner Stadtschloss ist nur eines von vielen Beispielen. Die beim
Publikum erfolgreichsten Rekonstruktionen werden mitunter der
Denkmalfunktion am wenigsten gerecht. Bunkerarchitekturen entfalten,
auch dank ihrer Klobigkeit, die Fähigkeit zum Denkmal. Die
Zeitepoche, die es repräsentiert, sollte dem Betrachter in der
Gesamtheit von Aufstieg und Niedergang gegenwärtig werden. Ob die
Frauenkirche in Dresden nicht im eingestürzten Zustand mehr
Denkmalcharakter hatte, als in ihrer jetzigen Form als touristische
Altstadtkulisse, darüber kann man streiten. Weder Ästhetik noch
kommerzielle Erwägungen können für den Denkmalschutz
ausschlaggebend sein. Die Vorstellung, dass wir uns künftig nur noch
mit dem Erbe der Geschichte beschäftigen, wenn dieses erquicklich
und den Augen wohlgefällig ist, beschwört eine schöne neue Welt,
in der ich nicht leben möchte. Historische Rekonstruktionen aber
sind Neubauten. Diese rückwärtsgewandte Mode, könnte schon morgen
ein Ärgernis sein. Wer hingegen die Spuren der neueren Geschichte
auslöscht, trägt eventuell die Verantwortung für die lästigen
Rekonstruktionen von morgen.
Montag, 23. Juni 2014
Ganz kleiner Versuch über eine Westdeutsche Ästhetik
Aus einem Vortrag bei Gitte Bohr - in Zusammenarbeit mit Eva May
Mit
dem Aufbau Ost wurden nicht nur die berüchtigten beleuchteten Wiesen
gefördert, also Strukturmaßnahmen mit kurzsichtigem Blick auf die demografische Entwicklung. Mit dem Aufbau Ost wurden ebenso nicht einfach die maroden Innenstädte Ostdeutschlands vor dem Verfall gerettet. Es
schlich sich gleichfalls ein Bauprogramm ein, dass sich der Auslöschung des
ästhetischen Erbes der DDR verschrieben hatte. Davon zeugt nicht nur
der Abriss des Palastes der Republik, die Verhunzung eines
einzigartigen und anspruchsvollen architektonischen Kontinuums an
Alexanderplatz oder die rigorose Schleifung von Siedlungen des sozialistischen
Wohnungsbaus. Ganz unmerklich zeigt sich in Bezirken wie
Pankow, dass intakte Stadtmöbel, Pflaster, Beleuchtungen systematisch
durch westdeutsche Industriestandards ersetzt werden. Während die
Kommunen für diese versteckte Umgestaltung des öffentlichen Raums
einen Haufen Geld ausgeben, geschieht auf der Ebene des kulturellen
Erbes etwas ganz und gar bedenkliches: Die historische
Rekonstruktion. Sie ist in vielerlei Hinsicht umstritten. Denn wo
Frauenkirche oder Stadtschloss eine historische Blutgrätsche
zwischen Preußen und der Ära Kohl hinlegen, sind neben allen
Vorwürfen in puncto Restaurationsästhetik auch durchaus
qualitative Mängel der historischen Rekonstruktionen auszumachen.
Mit vergleichsweise geringem finanziellen und vor allem
zeitlichen Aufwand wird versucht, architektonische Meisterschaft mit
billigem Material und so wenig Arbeitsstunden als möglich
hinzulegen. Das Ergebnis sind kostspielige, aber
banale und schlampig ausgeführte Surrogate, die mehr dazu angedacht
sind, den Geist einer idealisierten und längst nicht mehr
existierenden Heimat anzurufen und ganz nebenbei die politische
Durchsetzungskraft der regierenden Bauträger zu repräsentieren,
einer Handlungsgewalt, die Fakten schafft.
Doch
welch restaurativen Geist noch die im Wiederaufbau Westdeutschlands
dominierende Nachkriegsmoderne glücklicherweise vermissen ließ,
zeigte sich bereits etwa ab den 1980er Jahren in westlichen
Metropolen. Die historische Rekonstruktion Hannovers oder Frankfurts
sind ein Paradebeispiel des schlechten Geschmacks und ahistorischer Idealisierung. Gewiß waren sie Reaktion auf eine brutalisierte Version der Moderne, welche aufgrund ihrer groben
Formsprache einerseits, andererseits aufgrund der schlechten Qualität
und des massiven Einsatzes von Beton auf Otto Normalgeschmack bedrohlich wirkte. Wo der Historie denn keine war, musste man sie
denn erfinden. Kein alleinig westdeutsches Phänomen. Das Ostberliner
Nikolaiviertel ist mit seinen Rekonstruktionen in Plattenbauweise eine ebensolche Geschmacklosigkeit.
Jedoch gab es vor dieser konservativen Zäsur in den 1980er Jahren einen modernen Geist in der Architektur beider deutscher Staaten, der heute von rückwärtsgewandten Tastemakers ebenso abgelehnt wird. Neben der verhassten DDR-Ästhetik fällt ihr mitunter auch die West-Moderne zum Opfer. Der selbstbezeichnet „gerechte“ Zorn des Gunnar Schupelius traf in der BZ im letzten Sommer die Pläne, Karl-Marx Allee und Hansa Viertel in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufzunehmen. Das Aufbegehren des Berufsdemagogen Schupelius gegen den Schutz des Stalinistischen Prunkbaus im Zuckerbäckerstil verwundert wenig.
Jedoch gab es vor dieser konservativen Zäsur in den 1980er Jahren einen modernen Geist in der Architektur beider deutscher Staaten, der heute von rückwärtsgewandten Tastemakers ebenso abgelehnt wird. Neben der verhassten DDR-Ästhetik fällt ihr mitunter auch die West-Moderne zum Opfer. Der selbstbezeichnet „gerechte“ Zorn des Gunnar Schupelius traf in der BZ im letzten Sommer die Pläne, Karl-Marx Allee und Hansa Viertel in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufzunehmen. Das Aufbegehren des Berufsdemagogen Schupelius gegen den Schutz des Stalinistischen Prunkbaus im Zuckerbäckerstil verwundert wenig.
Interessant
aber, wie der Schreiber gegen die Bauten der Internationalen
Bauausstellung von 1957 im Berliner Hansa-Viertel wettert. Die Bauten des internationalen Who is
Who der Nachkriegsmoderne und die Kunstwerke scheinen ihm nicht
schützenswert: Die Häuser von Alvar Aalto, Le Corbusier, Walter
Gropius, Arne Jacobsen, Oskar Niemeyer, Max Taut, um nur einige zu
nennen, sind für den Experten von der BZ lediglich „eine
Ansammlung von mehr oder weniger durchschnittlichen Hochhäusern“.
Er findet, das Charlottenburger Schloss sei da ein würdigerer
Kandidat. Doch die Favorisierung dieses nicht herausragenden
Schlossbaus, der immerhin dreimal den Baumeister wechseln musste,
zeugt von einem künstlerischen Unverständnis, das Schupelius -die
Speerspitze des guten Geschmacks- durchaus in die Moderne zu spiegeln
weiß. Dabei war es gerade die Architektur der Nachkriegsmoderne, die
dem restaurativen Adenauer Staat vielerorts sich widersetzte. Für
den Wiederaufbau Deutschlands und eine zaghafte Wiederherstellung
internationalen Ansehens war nämlich die Nachkriegsmoderne nicht
unerheblich. Wenn es eine Frage nach einer westdeutschen Ästhetik
gibt, so kann man sie vielleicht beantworten als konfliktuelle
Abbildung eines restaurativen Geistes in der Auseinandersetzung mit den
Künsten, die sich zunächst erfolgreich gegen Naziästhetik und
Neoklassik abzusetzten suchten, wennauch ihre Formsprache (gerade in der Architektur) nicht selten für die Repräsentation eines erstarkenden Kapitalismus und als Anti-Kommunistisches Bollwerk herhalten musste.
Links: Niemeyerhaus im Hansaviertel, Rechts: B.Z. Kampagne verrät viel über die Ästhtik der West-Berliner Konservativen
Die bildende Kunst
versuchte sich mit dem Informel der Vereinahmung durch
Staatsästhetiken zu entziehen, was ihr im Gegensatz zum (durch die CIA geförderten) Abstrakten Impressionismus in den USA auch streckenweise gelang. Die Abstrakt-Konkreten bauten das
Neue und straften mit Aktualität das Vergangene ab. Der
kapitalistische Realismus der Gruppe um Polke und Richter
konterkarierte hingegen mit einer vermeintlich westdeutschen Version
des Sozialistischen Realismus die neu erstehende Konsumkultur. Ihre
Gegenwartskritik zeigte, dass bildnerische Opposition auch
gegenständlich formulierbar war, womit sie, als veritable deutsche Form der Pop-Art, dem Informel widersprachen. Fluxus zeigte, wie in dieser
Auseinandersetzung die Bilder der unangenehmen Vergangenheit oder
einer Gegenwart, unangenehm und ohne Angst vor der Repräsentation
gezeigt werden können: zerschnitten, verbrannt, verschimmelt.
Der Film des jungen
Deutschland wurde dominiert von einer bereits in Kriegsunterhaltung
und Weltflucht geübten UfA und Neuverfilmungen von Stoffen, die
bereits von Goebbels genehmigt wurden. Heinz Erhard, Peter Alexander & Co. Die drei von der Tankstellen mit Bruchpilot Heinz Rühmann, Nachts im
grünen Kakadu, das weiße Rössl und Charly's Tante, allerhand
Verwechslungskomödien und Revuefilme standen für seichte
Unterhaltung und anstrengenden bis pathologischen Humor.
Interessanter hier das Genre der Heimatfilme: In ihrer stets prächtig
fotografierten Ländlichkeit fingen sie ein Defizit an heiler Welt
auf und waren Brot der frühen Jahre. Wichtiger aber noch, wie sie
mit ihrer klaren Unterteilung von „gut“ und „böse“, um die
Wiederherstellung moralischer Standards bemüht waren. Man kann
darüber streiten, ob die durch den Krieg zerrüttete Gesellschaft
jetzt mehr Bedarf an Werten hatte oder übermäßig an dem erlebten
Autoritätsverlust litt. Jeder mag selbst für sich die Frage
entscheiden, ob der Förster vom Silberwald an die Stelle Adolf
Hitlers getreten war und der Wilderer aus selbigem deutschem Wald an die
Stelle des „ewigen Juden“.
Ein viel versprechender Anfang des Nachkriegskinos war der Trümmerfilm. Doch der Bedarf an realistischen Szenarios war gering. Roberto Rossellini drehte mit „Germania anno zero“ 1947 einen der ersten Spielfilme im zerstörten Berlin. Er wurde in Deutschland kaum gezeigt und eine typische Reaktion einer ablehnenden Filkritik ist Hans Habe's Kommentar aus der Süddeutschen von 1949: „Rossellini pflückt in diesem Film nicht Blumen vom Grab einer Nation, er erbricht sich in den Sarg.“
Als erster Film
Nachkriegsdeutschlands gilt Wolfgang Staudte's „Die Mörder sind
unter uns“ von 1946. Dieser bekam aber überwiegend gute Kritiken, mitunter auch weil er die schwer benötigte Rekonstitution ethischer Standards zeigte und weil er schon damals den Mythos
des „guten Deutschen“ im bösen System bemühte. Manchmal ist der Verriß doch mehr Ritterschlag.
In seinem Titel deutet sich jedoch an, was später zum zentralen Motiv der Studentenbewegung werden würde, nämlich, dass der neue Staat von den alten Köpfen regiert und rekonstituiert wurde. Politiker, Richter, Polizisten: die Mörder waren unter uns! Die Benennung der weiten Durchsetzung der Westdeutschen Gesellschaft mit alten Nazis durch die protestierenden Studenten steht aber im Unterschied zum noch zaghaft kritischen Bild minoritärer Kriegsverbrecher, die sich der Verantwortung entzögen.
Umso mehr, will man sich
einer Westdeutschen Ästhetik nähern, muss man das Zusammenspiel von
kritischer und offizieller Kultur betrachten. Und man kann wohl
sagen, dass die Meinungsbildung und das ästhetische Gesamtbild der
BRD aus dem Miteinander von Repräsentationsästhetik und der
Künstlerkritik bestand, in einer Zeit, da der öffentliche
Intellektuelle von Böll bis Beuys noch existierte.
Neu war die sich im
Fahrwasser des Marschall-Plans entwickelnde Konsum- und
Verdrängungskultur. Wolfgang Neuss besingt sie in „Hier kommt das
Wirtschaftswunder“.
Die Kinder des neuerstehenden westdeutschen Spiesser-Staats benehmen sich sonderbar. Was sich nicht einordnet wird kriminalisert. Eine teilweise noch vom Krieg verrohte Nachkriegsjugend durfte nicht auf Verständnis hoffen. Sie wurde als „Halbstark“ kriminalisiert und in Heime gesteckt. Was dort aber unter der Oberfläche brodelte, war nicht einfach Ausdruck unerklärlicher Gewaltorientiertheit undankbarer James Dean-Verschnitte. Was hier köchelte, lässt unverarbeitete Kriegstraumata und soziale Probleme der Nachkriegszeit erahnen. Von ihnen ist im kollektiven Gedächtnis eher wenig hängen geblieben. Ebenso wie von den sozialen Bewegungen der 1950er Jahre. Die Jugend indes, begehrte ab den 1960er immer stärker auch offensiv und verbal gegen die Wirtschaftswundergesellschaft der Väter auf. Wie stark noch soziale Unangepasstheit mit dem Stigma des nazistischen Sozialhasses gegen Randständige belegt war und mit welcher Empörung der bundesrepublikanische Spiessbürger auf solche Jugendliche reagierte, zeigt sich in geradezu beschämende Weise in Peter Fleischmann's Dokumentarfilm „Herbst der Gammler“.
Mein Film: „Republik der Gespenster“ zeigt Ausschnitte aus Rossellini's „Deutschland Stunde Null“ und Wofgang Staudte's Verfilmung von Heinrich Mann's „Untertan“. Die Untertitel liefern Auszüge aus einem Brief Rudi Dutschke's an seinen Attentäter Josef Bachmann, einen autoritären Charakter, der sich kurze Zeit später im Gefängnis umbrachte, ganz wie der Protagonist in Rossellini's Film. Der Junge verliert den Führer, "verliert" den Verführer -ein pädophiler Lehrer und Alt-Nazi, der sich dem Jungen als väterlicher Freund anbietet- und tötet seinen schwachen Vater und schließlich in der drastischen und bis dahin noch nie gezeigten Szene eines Kinderselbstmords- sich selbst.
Das Deutschland des Wirtschaftswunders gestaltet sich nach amerikanischem Vorbild aus, übernimmt, wo möglich, bereitwillig die Konsumkultur. Dass es eine Auseinandersetzung in Form von Deutscher Pop-Art gab, habe ich bereits angedeutet. Wir sehen hier noch ein paar sehr kurze Filme von Peter Roehr, indem das Wissen um den Benjaminschen Aufsatzes von technischen Reproduzierbarkeit des Bildes enthalten ist. Dieser Aufsatz erschien übrigens erst in den 1060er Jahren in Buchform auf Deutsch. Der früh verstorbene Foto- und Filmkünstler Peter Roehr steht mit seinen radikalen Filmloops an der Schnittstelle zwischen Pop-Art und Minimal. Er formuliert mit der Kraft der Wiederholung einen subtile Kritik an der Konsumkultur, bevor dafür die diskursiven Standards der Situationnisten verfügbar waren und bevor sich eine Konsumkritik sprachlich in Deutschland verfestigte. Gleichzeitig nimmt er eine Pionier-Stellung der Video-Kunst der 1970er ein. Klaus vom Bruch; Marcel Odenbach und andere stehen in seiner Nachfolge.
Die Siebziger Jahre brachten mit dem Neuen Deutschen Film eine Auseinandersetzung mit dem Staat, seiner Gesellschaft und seiner Ästhetik, die bis heute nicht wieder erreicht wurde. Wie kein anderes Medium nahm der Film Einfluß auf die politischen Diskurse und die öfentliche Meinung. Stand das 1961 verfasste Oberhausener Manifest noch in verzweifelter Opposition zur Realität, sollte es dem Autorenfilm der Siebziger gelingen, wesentliche gesellschaftliche Debatten auszulösen oder mitzugestalten. Krieg und Restauration, Holocaust und Vietnam, Jugend-, Frauen- und Schwulenrechte, ja sogar Umweltschutz waren die Themen des jungen Films. Straub, Schlöndorff, Verhoeven, Petersen, von Trotha, Kluge, von Praunheim und natürlich Fassbinder brachten die Thematiken auf die Leinwände, die Fernseher und in die Feuilletons und in die Talk-Shows. Journalisten, Politiker und Künstler unterhielten sich direkt oder indirekt. Doch diese Zeit des schon geglaubten Aufbruchs sollte bald enden. Die Transformation Deutschlands ab der Ära Kohl zog auch ein Ende des Dialogs zwischen Kultur und Politik mit sich. Die bleierne Zeit der Restauration seiner Amtszeit leitete das Ende sozialer, ökologischer, ökonomischer sowie politischer Visionen ein, vorbereitet durch Altkanzler Schmidt, der Menschen mit Visionen am liebsten zum Arzt schicken wollte, und stand für die Anpassung an einen durch die Kritik von 1968 gestärkt hervorgegangenen Kapitalismus. Die Ausweitung der Kampfzone, meint den Übergang von der Disziplinar- zur Kontrollgesellschaft, und die Psychologisierung der Arbeitskultur zeigt sich in Ausschnitten aus Harun Farocki's Film „Leben: Deutschland“, in dem es um die Optimierung der Performance und die Bewältigung psychologischer Anomien geht.
Links: The Readymade Demonstration, Reinigungsgesellschaft, Columbus, Ohio 2009
Mit dem Fall der Mauer
verschwand der Legitimationszwang gegenüber den sozialistischen
Staaten. Westdeutschland musste sich nicht mehr rechtfertigen oder
als das eigentlich sozialere Deutschland darstellen. Wo von nun an
die Kräfte des freien Marktes sich frei entfalten durften, stellte
der Westen mit seinem Kulturimperialismus gegenüber der ehemaligen
DDR, die Uhren zurück auf preussische Zeit mit seinen Schinkelbauten
und seinen vermeintlichen Tugenden. Die nunmehr konkurrenzlose
kulturelle Hoheit des Westens hat Ihre Partikularität, die aus dem
Konflikt zwischen Ost und West und zwischen offizieller und
dissidentischer Kultur entstanden war, für immer eingebüsst. Das
Resultat ist ein kulturelles Diktat, welches das Eigene nicht mehr
schafft, und daher die Geschichte bedienen muss um die kulturelle
Macht, ganz im Dienste des Kapitals, zu verbriefen. Der
Antikommunismus wird längst nicht mehr durch Beschwörungen eines
demokratischen Geistes aufgefangen. Die deregulierte Demokratie
zelebriert den Untergang der eigenen Werte und frönt im
post-politischen Raum der Neoklassik. Eine Renaissance von Rechts, jenseits des
rechtsextremen Terrors. Ein neuer Patriotismus als Staatsraison und
Teil einer konservativen Konsenskultur wird symptomatisch für dieses
neue Deutschland, das in der Verleugnung von Ost und West versucht,
sich als führende Macht in Europa aufzustellen. Im „Schland!“Fieber
dienen Sport und Massenspektakel zur Unterfütterung dieses neuen
patriotischen Taumels. Sara Lehn's Videoarbeit "Schwarz, Rot, Gelb" legt Zeugnis davon ab:
Dienstag, 20. Mai 2014
On emptiness and social space. An essay.
by Diego Castro (sorry for the poor translation)
An
empty space can be thought of in two different manners. Try to think
of an empty space and yet another one. The first space is an empty
room, maybe a living room, in a new building, maybe social housing.
Traces of use everywhere, marks of furniture and pictures on a
mouldy, yellowed wallpaper. Stains on the carpet. Past life is still
noticeable. We don't know why nobody lives here anymore, but what we
perceive is absence, that, contrary to the supposed former life,
seems negative. We might perceive this emptyness as a consecution to
loss.
The
second room might be an art gallery, in which emptyness is an element
of planning, of what in architecture is called room allocation plan
or scheme, that encloses the object within it like a monstrance
(ostensorium). The austerity and the dazzling lighting directs all
attention towards the exhibits. With this it also draws the attention
towards the role of the visitor as a beholder, a contemplator or
admirer. The function of the room as a dispositive, it's room scheme
seems engraved in it. If you remember Tanizaki Jun'Ichiro's
description of a western lavatory; he pointed out that the
cleanliness and white porcellain would stress the room scheme of a
toilet, by aggravating the user's function as a mucky pup, as
producer of dirt.
Rem Koolhaas, former situationist, now working on the enhancement of consmuerist aesthetics
Try
to think of Rem Koolhaas' Prada flagship-store in downtown New York.
Emptyness here is an expression of a squandering spirit, of pure
luxury. In an environment, where space is luxury, you don't often
meet this particular use of space. It serves to stress the
cannonisation of a small selection of merchandise, representative of
an exclusive collection. This aims at a logic of representation of
commodities, where aspects of quality or value-for-money become
irrelevant. The criteria of appraisal are rooted in merely aesthetic
percetion and the narrative room scheme. The symbolic value of the
brand is to be brought into being by a culturalisation of
consumerism.
The
room-schemes of the Prada-Shop and the one of an art-institution are
in this sense comparable. The spacial expression of appraisal
commensurate with the auratisating dispositives of art-presentations.
At Prada's you will find a flamboyant use of space, where a
minimalistic set of spacial intervention lounges voluptuously. At
large, the use of space becomes a brutal, yet subtle element of
arrangement. With the aesthetic of reduced and flexible
representation, two central figures of neo-liberal management are
already set into place in this alignment: lean production and
flexibility. Not only does it point out an aesthetic of symbolic
capital, because empty space, if it is under control, it is also a
figuration of entrepreneurial ethos.
With
the increasing importance of museums for the self-manifestation of
corporations and brands, coming forward as sponsors, but also with
the new role of cultural institutions in urban planning, for
city-marketing, tourism and estate-agencies, the use of space has
become an important factor. Yet its representative physical planning
is intertwined with destruction of the urban continuum and social
segregation, the last one being a key aspect of the spatial structure
they are intended to impose. Koolhaas, by the way, who has build a
number of museums, has excelled at taking the rather problematic
aspects of urban planning into the use of space in commercial
contexts.
Richard Meier's MACBA
The
first thing that comes into perspective, when you approach Richard
Meier's Museum of Contemporary Art in Barcelona (MACBA) is its
influence on the urban continuum. Not only the demolition of vast
parts of the socially mixed neighbourhood of “Raval” with its
secondary effects of the new spatial order, rise of rents and social
segregation, also known as gentrification, are remarkable. The most
conspicious part is the use of space itself. It is the central
element of the room scheme. Empty space has replaced the dirt, the
drugs, the hardship cases, the students, the old people, the jobless,
the prostitutes, the loafers, the small time criminals.
An
imminent quality of this empty space is the representation of order
in its interior, the emptyness is the method of order. Inside and
outside the art-museum, we have a room scheme procuring orderliness,
change and innovation.
"Barrio Xino", prositution in the Raval dstrict
Inside the museum there is this emptiness, wich has a structuring and
narrative quality to it. Showing art almost becomes an ostensably
secondary aspect within the dramaturgy of space. Mind you, the
staircase in Richard Meier's design takes up about one third of the
building. While smaller institutions would struggle for more space to
be used, the emptiness present here brings the representative
qualities of the building into the front line and installs a certain
hierarchy between the visibilities of both institution and the city
council, incorporated into a good choice of trademark architecture,
and artworks and visitors. Visitors who have ultimatly come to enjoy
submission to this hierarchy, not for its abstract political
structure, but for its aesthetics sake. The submission already starts
by merely crossing the forecourt of the museum until finally reaching
the vestibule and entering the atrium like entrance hall/ staircase.
But let's try to not be unfair: There actually are many good reasons
to enjoy empty space. Just think of the pleasant, solitary dialogue
with the art-works, one can sometimes get lucky to experience in a
half-empty museum. Besides this illusion of a Zen-Garden, there is
another, very specific reason for the enjoyment of limewashed
museum-arrangements: The planned emptiness of representative
architecture opposes structural order to a chaotic exterior, be it
inside and outside of a building or inside or outside of an urban
zone or sector. The key to the understanding of this juxtaposition is
that we have a space of protection against over-complexity and
overstraining in the exterior. The affirmative presence of
stipulation and order inside the white cube is on the same behalf an
absence of openness and alternative possibilities for interpretation.
inside MACBA
This
unambiguousness is a key note in museum-architecture. It has also
been made use of in political architecture. Minimalistic and
rationalistic style has helped subtle stagings of political and
economic power. In this connection, totality and exclusivity
fraternize in an ill-omened way. With decoration washed away by
minimalism and a decorum of false modesty and two faced asceticism,
with filigran ornamentalism countered by a gross ornament of the
masses and rationalistic brutalism, the enshrining presentation of
central objects and symbols calls the visitor to devotion. In other
words, the architectural dipositive humiliates the beholder, but also
offers sublimation. The fact that participative processes in form of
artworks or museums' educational services are booming in these
displays almost seems coercive. They are a direct result of the
spatial schemes and its anomies in terms of the spatial experience.
They seem to be a corrective for a developed deficit within the
desire for an overtly positive experience of space.
Another
question, you might want to ask when looking at art institutions as a
dispositive for activation, is if the architecture can ever be
considered as completed without the actual participation. To give a
rather harsh example, and please don't judge me on this one!, if you
take the Nazi Party Rally Grounds in Nuremberg, you'll have a good
example of the solid architecture being merely a display, for what is
about to come later, which is the human architecture, that is,
architecture carried out through actual physical deployment. The
Nazis were probably the first ones to carry out architecture by
masses of bodies in this particular, political design.
Luitpoldsarena, Nuremberg
Although,
for many reasons you cannot compare the physical deployment used in
the national-socialist party's state aesthetics, still the society of
control has brought about new forms of representative architectural
strategies, using activation as a means to fulfil a highly
performative architectural concept.
Sir
Norman Foster's redesign of the Reichstag Building's copola is a good
example for the idea of a performative architecture, illustrating
administrative key figures of a western european, yet neoliberal
democracy: transparency, citizen-orientedness and public
participation. In today's representations and room schemes we find a
fashion for open structures and seemingly undefined room/ space
concepts. In the example of Sir Norman Foster's intervention, we have
the leitmotif of transparent parliamentarianism, the permeability of
power, as well as participation. While symbolising diaphanousness
(while power structures are become fuzzy and obscure) the copola also
is a showcase, in which activation becomes visible. Without this, the
architecture would stay incomplete. The deployment of human beings
and their animation inside the architecture becomes its central
element. The aim is to symbolize a dilution of the seperation between
citizens and decision-makers. At the core, it is crucial, that this
takes place on a symbolic level and not structurally. For as much as
we can state performative qualities, the ends to it are a
subscription to a pictorial regime.
Coming
to the architecture of art institutions, participation is usually
being staged against a dispositive of protestant white and the
minimalist form language of the white cube. But these formal
expressions are not only connotations, they are the manifestation of
the room scheme. Their aim is on the one hand the canonisation of the
artwork, the first contradiciton to an alleged neutrality of the
space. But, on the other hand, more and more often, the bigger and
more spectacular museum buildings are getting, what we find in it is
a dispositive of an obscurantistic power structure and hidden
agendas, masked by dehierarchisation.
We
are dealing with a space that is highly ideological. The activations
that we encounter here in form of participation, educational schemes
or interactivity, more than often meet with neoliberal work ethos and
affirmative acts for the educated bourgeoisie. Taste and distinction
on the one hand, key notes of achievment-orientation on the other.
The experience of art as a performative act, implies the staging of
an image-production as a cultural achievement and in terms of what
Max Weber called “social action” it becomes an act of distinction
(Bourdieu, Veblen).
Here,
assivity, refusal of performance and hence efficiency, and denial of
adventure, just like structural critique are out of place.
Formulations of critique are in accordance with the room scheme. They
are inscribed into the concept of space, the way the performance
goes, has been planned. The boundaries of the playing field cannot be
transgressed. The room program has to be approved. But where the
gratifications of passivity fail, the antagonism of artwork and the
beholder, the dichotomy of institution and citizen vanish.
As
we have just learned, the nature of the exhibition situation
conditions the visitor in a certain way, so his reaction will be
tinged in benevolence. This scheme is presupposed by the social art
work. Which is also the case with any kind of artefact to be
presented under this room scheme. But there is one difference.
Relational perfomativity emphasizes the physical act of submission to
the room scheme. But only from a safe distance the organisational
aspects, mind its ideologies become apparent. Imagine a documentary
on the Nazi-Party rally in Nuremberg: Black and white scratched film,
a long shot over the blocks of soldiers forming corridors, marching
in cohorts, saluting the Führer and responding to the discourses of
the minister of propaganda from the rostrum, filmed from a
distance of 500 metres. Now imagine a documentary of the same kind
about people at a Rirkrit Tiravanija show... What would you find? If you participate, you are compromised. What you need is
this 500 metre long shot.
There
is, though, a big difference (of course!) between fascist and democratic
room programming, especially after the transgression from the society
of discipline to the society of control. Where traditionally
disciplinatory forces come into place, like police, military, school
and penal system, in the society of control we have the aspect of
voluntariness. It has created an ever increasing zone in our society
and has opened up for many possibilities for supervision and
guidance. But just how is this voluntariness produced?
The
fact that socially determined room images ("Raumbild", space as
iconographic entity) are not a result of contingency, but of
planning, development and process, is something that has been
referred to many times in room theory.
“Iconographic space grants people with the possibility
to symbolically partake in a development model (Detlev Ipsen).”
Rirkrit Tiravanija, exhibition display at Dakar Biennial, 2004
In
this, developments can be invested in the dispositives in two ways:
first: the room image follows the development of space. Second: the
development is anticipated by the image, the last option being the
more interesting one, as it hints at the inherent, affective force of
undefined, open, transitorian, transparent and seemingly democratic
dispositives with their processual and at the same time minimalistic
attributes. Occasionally it is the work-in-progress, the
unaccomplished social sculpture, that offers lesser possibilities for
intervention or interaction as it might seem. On the contrary, it is
the accomplished and highly defined form, that allows us to draw
conclusions on the disciplining, controlling and ideologically
infiltrating room scheme. So again, in the transitorian, the
constraint of critique is manifested by the inherent difficulty to
delegate critique. This is one core aspect of critique in the
neoliberal age: The power is disseminated in a way, that its source
becomes invisible. Participation, outsourcing and transparency are
its strategies. As the dispositives give way to critique, and
de-hierarchize discourse, they might give expression to
co-determination. But with the steadily undefined and unfinished room
scheme and a multiplied and hence blurred authorship within
relational manifestation, it becomes hard to find the addressee for
critique, which is one of the reasons why today in participatory
democratic processes, the space of critique becomes a space of
emotional performance and very often stays behind expectations and
without any consequences. It becomes a sort of space for group
therapy, which aligns with the idea formulated by Alain Ehrenberg or
Eva Illouz, that therapeutic endeavours more and more seem to meet
with the anomies of capitalism. However, with an increased visibility
of discontent, here lies a reason why corporations and institutions
today do not seek any longer for a definition of space by branding it
with their corporate designs or aesthetics. Rather we have a
post-democratic quality to the creation of room schemes, which uses
democratic semiography, expressed through performative action, to
create acceptance in a, if I may say so, perfidious manner.
Christian Jankowsi's group therapy for artists and administrators of the Berlin senate:
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